Ein überdimensionales Bücherregal

Ein Archiv ist wie eine Schatzkammer. Oder eine Zeitmaschine. Oder eben beides. Für die Stadt Delft in den Niederlanden ist das Stadtarchiv vor allem deshalb ein bedeutendes Gebäude, da hier die Geschichte der alten Stadt aufbewahrt und zugänglich gemacht wird. Für die Architekturbüros Office Winhov aus Amsterdam und Gottlieb Paludan Architects aus Kopenhagen lag die Aufgabe also darin, ein neues Archivgebäude inmitten eines Parks zu entwerfen, welches eine optische Brücke zum historischen Stadtzentrum schlägt. 
 
Entstanden ist ein zeitloser und robuster Kubus mit Ziegelfassade außen und kompakter Organisation der Räume im Inneren. Im Erdgeschoss befinden sich Büros, Werkstätten und öffentliche Lesesäle mit freiem Blick nach außen, in den darüber liegenden Stockwerken die Archivdepots mit geschlossenen Fassaden.
 

Das Relief in der Fassade verbindet das Gebäude mit der ausgeprägten Tradition der Backsteinbauten in Delft. Der Sockel aus weißem Beton verweist dabei deutlich auf das Bild der öffentlichen Gebäude im historischen Zentrum der Stadt und unterstreicht mit dieser klassischen Anordnung die kulturelle und öffentliche Bedeutung des Archivgebäudes. Zudem soll der abstrakte Ausdruck des Mauerwerks einerseits an Bücherregale erinnern und andererseits eine Assoziation mit dem Werk von Jan Schoonhoven – einem der wichtigsten Künstler aus Delft – hervorrufen. 
 
Die Ziegel wurden als Fassadenverkleidung in einem regelmäßig verlaufenden Verbund mit einer variablen Aussparung aufgebracht. Auf diese Weise verweisen die Ziegel auf die Detailgenauigkeit, die im Inneren des Archivs großgeschrieben wird. Denn das für Delft bedeutende, öffentliche Gebäude ist für die Bevölkerung frei zugänglich, erlaubt die Recherche und Arbeit in den Lesesälen und trägt damit einen wesentlichen Beitrag zum kollektiven Arbeiten über zeitliche und historische Grenzen hinweg bei. Ein würdiger Gewinner der Kategorie Working together.